Als Pastoralreferentin in Jugendarbeit und Schule

Von Miriam Dörnemann

Sechs Jahre lang habe ich gestaunt, denn es gibt sie: die engagierten, motivierten, suchenden und fragenden Jugendlichen in der norddeutschen Flächendiaspora! Diese Jugendlichen miteinander zu vernetzen, ihre Charismen zu wecken, sie zu schulen und sie bei ihrer Glaubens- und Sinnsuche zu begleiten, waren meine Hauptaufgaben als Jugendreferentin im Dekanat Eutin. Konkret bedeutete dies, dass wir diese Schwerpunkte durch ein vielfältiges Repertoire von Veranstaltungen Jahr für Jahr neu in den Blick genommen haben, z. B. durch Kinder- und Jugendwochenenden, Sportveranstaltungen, Zeltlager, Glaubensabende, Gruppenleiterkurse und Fortbildungen.

Neben der inhaltlichen Vorbereitung und Durchführung der einzelnen Veranstaltungen war meine Rolle insbesondere die der Seelsorgerin: mit den Jugendlichen sprechen, von ihnen hören, um ihre Anliegen wissen, sie ermutigen und Krisenzeiten gemeinsam aushalten – das erforderte Geduld, Geschick und Vorsicht, war aber durch die zu beobachtende Entwicklung der einzelnen eine Bereicherung!

Seelsorge, Freizeiten, Spaß,... und die Theologie???

Als Theologin wurde ich einerseits durch die explizit religiösen Veranstaltungen angefragt (z. B. Silvesterwerkwoche im Kloster Nütschau, Tage religiöser Orientierung, Jugendgottesdienste, Jugendglaubenswoche). Andererseits umfasste das Stellenprofil den gymnasialen Religionsunterricht, durch den die katholischen Schüler/innen angesprochen und ihnen die Möglichkeit zum Abitur im Fach „Religion“ eröffnet wurde. In diesem Zusammenhang wurden die Fragen und Anliegen der Jugendlichen intellektuell auf eine andere Ebene gehoben. Die Kunst bestand darin, die Motivation für diese intellektuelle Ebene auch in den späten Randstunden am Nachmittag wach zu halten! Als sich mir die Möglichkeit bot, für den Religionsunterricht freigestellt zu werden, habe ich diese Herausforderung – nicht zuletzt aus familiären Gründen – gerne angenommen.

Katholischer Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

Je nachdem, wie groß die jeweiligen katholischen Gruppen in den einzelnen Jahrgängen sind, wird diese gesetzliche Vorgabe an den mir bekannten Schulen bereitwillig umgesetzt. Dort, wo die Gruppen groß genug sind, haben die katholischen Schüler/innen trotz allem das Privileg, in kleinen Gruppen unterrichtet zu werden, so dass ihre Interessen besser berücksichtigt werden können als im großen Klassenverband. Sind die Katholiken eines Jahrgangs zahlenmäßig zu gering, besteht die Möglichkeit, diese Kurse durch andere Schüler/innen „aufzufüllen“. Durch diese Konstellation wird in der Regel deutlich, dass wir hier in der norddeutschen Diaspora nicht nur als Katholiken in der Minderheit sind, sondern dass wir als Christen gemeinsam mit unseren evangelischen „Geschwistern“ einer nichtchristlichen Welt gegenüberstehen. In vielen Klassen und Jahrgangsstufen sind etliche der Schüler/innen nicht getauft und verfügen daher kaum über religiöse Erfahrungen. Gemeinsam ist allen das Suchende und Fragende: Wer bin ich? Was gibt meinem Leben Sinn? Wie werde ich glücklich?

Während ich im Rahmen der Jugendarbeit Jugendliche unterschiedlicher Schultypen miteinander ins Gespräch gebracht habe, erfolgt der Dialog nun zwischen jungen Menschen verschiedener Überzeugungen. Ihre Anfragen, Bedenken und Zweifel fordern mich immer wieder neu heraus – dadurch wird der Arbeitsalltag sehr spannend!

 

© Pastoralreferentin Miriam Dörnemann, Lübeck
zur Zeit für den Religionsunterricht freigestellt