Als Pastoralreferent in der Gemeindeentwicklung

Von Ulrich Haustermann †

In einem Team von vier Mitarbeitern bin ich seit etlichen Jahren tätig in der Gemeindeentwicklung. Name und Auftrag haben sich in dieser Zeit wohl geändert, noch vor kurzem hieß die Fachstelle „Gemeindeberatung“. Aber was bleibt, ist die Tatsache, dass wir begleitend tätig sind. Mit Pfarrgemeinden, Teil-Gemeinden auf dem Weg zu einer künftigen Pfarrei, mit Verbänden, Dekanaten und anderen Einrichtungen auf dem Weg zu sein - das war und ist unser Auftrag.

Diese Aufgabe erfordert einen besonderen Blick für Zusammenhänge, für Gesamtentwicklungen, für verschiedene Aspekte einer Sache. Wie kann unter theologischem Aspekt eine Entwicklung zum Beispiel von konkreten Kirchengemeinden aussehen? Welche organisationsentwicklerischen Erkenntnisse gibt es, die es zur Kenntnis zu nehmen gilt? Was heißt das ganz konkret – vor Ort?

Unser Ansatz ist „ressourcenorientiert“, das heißt, wir gehen erst einmal immer davon aus, dass das Glas nicht halb leer, sondern halb voll ist.

In der Praxis geht es um Klausurtage mit Zielfindung fürs nächste Jahr, um die Zusammenführung von Gemeinden, um das Einbringen lebensweltorientierter Sichtweisen (Sinus-Studie), um Coaching, Reflexionstreffen, Begleitung von Vorständen, Konfliktberatung, Pfarrgemeinderats-Fortbildung und vieles mehr.

Macht diese Arbeit Freude?

  • Ja, denn es ist eine reizvolle Herausforderung, mit engagierten Menschen zusammen nach Wegen zu suchen, wie man im Kleinen wie im Großen neuen Anforderungen gerecht werden kann und dabei die Wertschätzung für den Einzelnen und die Gemeinschaft nicht verloren geht.
  • Ja, denn es ist reizvoll, rote Fäden zu suchen und zu finden.
  • Ja, denn man trifft so viele engagierte und hoch interessante freundliche Menschen.
  • Manchmal auch nein, denn das Wort Entwicklung impliziert, dass es eine bewusst gewählte Wegstrecke gibt, dass es auch bistumsseitig und von allen beteiligten Handelnden klare und Orientierung gebende Vorgaben gibt – was nicht immer der Fall ist.
  • Manchmal auch nein, denn es geht nicht nur um Aufbau und Entwicklung, sondern oft auch um Abbau und Frustration, und jeder Versuch, dies in irgendeiner Weise in der Betrachtungsweise zu wenden, misslingt.
  • Manchmal auch nein, denn es kommt auch immer wieder vor, dass Einzelne oder Gruppen schon resigniert haben und nur noch ihr kleines bestehendes Etwas irgendwie ohne Veränderungen über die Runden zu bringen versuchen.

Aber in der Summe handelt es sich um eine Tätigkeit,

  • die einen positiven Grundansatz hat, die ein hoffnungsvolles Gottes- und Menschenbild umzusetzen versucht
  • die viel Freiheit der Gestaltung gibt
  • bei der es Freude macht, immer wieder Entwicklungsschritte mitzugehen und solche Schritte anzustoßen

Dabei zeigt der Begriff der Gemeindeentwicklung, dass Bistümer natürlich auch zunehmend Interesse haben, diesen Dienst bewusst auch zur Unterstützung einer bestimmten Steuerung der Pastoral einzusetzen. Das hat Nachteile, aber auch Vorteile. Vor allem aber ist es realistisch.

Wir wissen nicht, wohin wir genau kommen, wenn wir uns auf den Weg machen. Aber dass wir uns auf den Weg machen, daran geht kein Weg vorbei. Und als Wegbegleiter bei diesem Wagnis dabei zu sein, hat meines Erachtens Zukunft.

 

© Pastoralreferent Ulrich Haustermann †, Bargteheide
Gemeindeberater im Fachreferat Gemeindeentwicklung (verstorben 2011)